Vollbeschäftigung

Vollbeschäftigung
I. Volkswirtschaftstheorie:Grundsätzlich sollte V. im Sinn einer optimalen Beschäftigung für alle Produktionsfaktoren definiert werden (Vollauslastung); in der praktischen Wirtschaftspolitik wird V. allerdings nur auf den Faktor Arbeit bezogen. V. liegt vor, wenn für eine Beschäftigung geeignete Personen, die Beschäftigung zum herrschenden Lohnsatz suchen, diese ohne längeres Warten finden können. Die quantitative Konkretisierung der V. erfolgt traditionell durch die  Arbeitslosenquote (Anteil der (registrierten) Arbeitslosen an den arbeitswilligen und arbeitsfähigen abhängigen Erwerbspersonen), neuerdings auch durch den  Beschäftigungsgrad (Auslastungsgrad) des Arbeitskräftepotenzials (einschließlich der  stillen Reserve) oder den Auslastungsgrad des Arbeitspotenzials (Arbeitskräftepotenzial · potenzielle durchschnittliche Jahresarbeitszeit).
- Nach Ansicht der Klassiker ist in der  Marktwirtschaft die Tendenz zur V. durch Preis-, Lohn- und Zinsmechanismus vorgegeben ( Saysches Theorem).
- Nach Keynes dagegen ist Gleichgewicht auch bei Unterbeschäftigung, also bei Freisetzung von Arbeitskräften, möglich, im Gegenteil sei V. in der modernen Wirtschaft nur eine „seltene“ und kurzlebige Erscheinung. Deshalb empfahl Keynes als Beschäftigungspolitik die Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
- Seit der Weltwirtschaftskrise wurden von vielen Staaten beschäftigungspolitische Maßnahmen ergriffen, da der Glaube an die Selbsterhaltungskräfte der Volkswirtschaft durch die damalige Depression weitgehend verloren gegangen ist. V. zählt in der Bundesrepublik Deutschland zum Zielkatalog des  Stabilitäts- und Wachstumsgesetz (StWG); ähnlich verlangt das Sozialgesetzbuch III die Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit. V. ist eine der zentralen Forderungen der Gewerkschaften („Recht auf Arbeit“ im Rahmen der Social Security) und der UN.
II. Plankostenrechnung:Beschäftigungsstand ( Beschäftigung), bei dem ungeachtet einzelner noch vorhandener Spitzenleerläufe die Gesamtausbringung (unter der Voraussetzung gleichbleibender Anlagendimensionierung) auf die Dauer nicht mehr gesteigert werden kann.

Lexikon der Economics. 2013.

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  • Vollbeschäftigung — Vọll|be|schäf|ti|gung 〈f. 20; unz.〉 Zustand auf dem Arbeitsmarkt, bei dem weniger als 3 % aller Arbeitnehmer arbeitslos sind * * * Vọll|be|schäf|ti|gung, die (Wirtsch.): 1. Zustand der Wirtschaft, in dem es [fast] keine Arbeitslosigkeit gibt. 2 …   Universal-Lexikon

  • Vollbeschäftigung — Vọll·be·schäf·ti·gung die; nur Sg; der Zustand der Wirtschaft, in dem (fast) alle Arbeit haben oder finden <es herrscht Vollbeschäftigung> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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  • Vollbeschäftigung — Vọll|be|schäf|ti|gung, die; …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Beschäftigung — Zerstreuung; Ablenkung; Arbeit; Job; Beruf; Anstellung; Maloche (umgangssprachlich); Tätigkeit; Gewerbe; Profession * * * Be|schäf|ti|gung [bə ʃɛftɪgʊŋ] …   Universal-Lexikon

  • Arbeitslos — Die Artikel Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen… …   Deutsch Wikipedia

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